28.07.2020 – Dokument und Download
Die Corona-Krise ist eine wuchtige Unterbrechung: schmerzhaft, bitter, beängstigend. Für manche, die eine Verlangsamung des Alltags erfahren haben, aber vielleicht auch wohltuend. Viel von dem, wie wir bisher gearbeitet haben, geht nicht mehr.
Wir glauben:
Die Corona-Krise ist nicht nur eine Art Zwangspause, sondern ein Kairos voll heiliger Verunsicherung. Niemand weiß, wie genau es weitergehen wird in unserem Land, in der Gesellschaft und Wirtschaft, in der Jugendarbeit und in der Kirche. Wir nehmen diese Verunsicherung sehr ernst. Die Pandemie und ihre Folgen haben viele Menschen schwer getroffen, hier in Deutschland und überall auf unserer Welt. Zugleich sind wir davon überzeugt, dass die Zusage von Jesus Christus auch jetzt gilt:
„Ich bin bei euch alle Tage!“
Und darum wollen wir uns von Gott unterbrechen lassen und „AUF-HÖREN“.
Wir wollen AUF-HÖREN im Sinne von Beenden und Stoppen:
Wir wollen aufhören, uns primär von Angst und Sorgen leiten zu lassen. Angst vor dem Virus und Sorgen angesichts des weniger werdenden Geldes in der Kirche.
Wir wollen aufhören mit hektischer Betriebsamkeit und einem Immer-Weiter nur unter veränderten Bedingungen. Wir glauben nicht, dass das Heil in einer möglichst schnellen und vollständigen Rückkehr zum Status quo vor der Krise liegt. Und zugleich wollen wir uns nicht zurückziehen, sondern Kirche bei den Menschen und für die Menschen sein.
Wir nehmen wahr:
Einiges von dem, was uns vor Corona beschäftigt hat, hatte seinen Ursprung in vielleicht auch vermeintlichen Sachzwängen. Manches, vielleicht sogar vieles von dem, was wir vor Corona getan haben, war eher eine Art Am-Laufen-Halten unserer Programme.
Wir fragen uns:
Was von dem, was wir getan haben und tun, hat seinen Ursprung wirklich in Gott? Wo hat sein Heiliger Geist uns geleitet? Wo hat seine Liebe uns motiviert? Haben wir Gott gefragt, uns mit ihm abgestimmt?
Und wir wollen uns daran erinnern lassen, dass Krisenzeiten für das Volk Gottes immer auch Zeiten waren, das eigene Handeln zu bedenken und umzukehren.
Wir möchten deshalb neu lernen, AUF Gott zu HÖREN:
Wir wollen eine neue innere Haltung entwickeln, die offen ist für die Leitung Gottes. Wir wollen uns darin üben, sensibel zu sein für das leise Reden und Wehen des Heiligen Geistes.
Wir glauben, dass wir dazu eine neue Spiritualität in Gremien und Gruppen brauchen. Eine Spiritualität, die uns in ein verletzliches Fragen vor Gott hineinführt. Eine Spiritualität, die nicht aus sich selbst heraus „funktioniert“, sondern darauf angewiesen ist, dass Gott sich ereignet, dass Gott redet, dass sein Heiliger Geist unser Denken und Handeln erfüllt. Hierfür brauchen wir in unseren Sitzungen neue Freiräume.
Für eine solche Offenheit braucht es entsprechendes „Handwerkszeug“. Es braucht Strukturen und Ideen, wie wir als Gremien und Gruppen in ein „Hören“ vor Gott finden und anschließend gemeinsam dem Gehörten auf die Spur kommen. Hier wollen wir experimentieren und lernen.
Zugleich geht es um mehr als um Liturgien und Gebetsentwürfe für Gremien und Gruppen. Es geht um eine innere Haltung. Es geht darum, dass wir uns prägen lassen von Gottes Heiligem Geist. Und es geht darum, dass uns dies eine Perspektive für unser Handeln und Leiten gibt.
Download:
– Download Offener Brief und Zwischenruf als pdf-Datei
– Medien-Information vom 28.07.2020
Stand: 23.09.2020 (ef)
Im Juli 2020:
Liebe ehren- und hauptamtlich Verantwortliche,
die Corona-Zeit stellt uns alle vor besondere Herausforderungen. Uns als Vorsitzender und Leiter des EJW ist es wichtig, dass wir über Verordnungen, Pläne und Strategien hinaus eine innere Haltung des Hörens einnehmen. Auf Gott zu hören und dann aus dem Hören zu handeln, darauf kommt es jetzt an.
Wir haben in der Landesstelle einen Aufruf formuliert, den auch der Vorstand des EJW unterstützt. Dieser Aufruf sagt, was uns wichtig ist. Und zugleich bieten wir zwei Liturgievorschläge an, wie Sitzungen usw. im Hören auf Gott gestaltet werden können. Diese Liturgien sind Anregungen, eigene Formen zu entwickeln. Und sie zielen darauf ab, dass wir evangelische Jugendarbeit in einer inneren geistlich orientierten Haltung gestalten. Hier kommt es nicht auf eine bestimmte Frömmigkeitsrichtung an. Es geht darum, dass wir nicht nur reagieren auf die jeweiligen Umstände. Sondern wir wollen uns daran erinnern lassen, dass Gott uns an unseren Platz gestellt hat. Auch jetzt in diesen herausfordernden Zeiten.
Wir wünschen uns sehr, dass von der evangelischen Jugendarbeit ein Impuls ausgeht in die Kirche und die Gesellschaft hinein. Und wir wünsche uns, dass wir fröhlich und mutig vorangehen im Hören auf das, was wichtig ist für unsere Arbeit und für unser Leitungshandeln.
Wir sind gespannt auf Reaktionen und Erfahrungen mit AUF-HÖREN! Noch zur Erklärung: Wir haben uns mit zwei Vereinigungen von Pfarrerinnen- und Pfarrern (churchconvention und PGB – Pfarrerinnen- und Pfarrergebetsbund) abgestimmt. Uns verbindet das Anliegen, dass wir uns in diesen besonderen Zeiten ein neues Hören auf Gott in unserer Kirche wünschen.
Alles Gute und einen behüteten Sommer mit allen Angeboten, die Ihr jetzt unter diesen besonderen Bedingungen gestaltet!
Andreas Lämmle
Vorsitzender des EJW
Cornelius Kuttler
Leiter des EJW